Chicago, Chicago!

Mittwoch, 14.10.2015

Chicago ist toll! Und die Stadt trägt zu Recht den Beinamen „Windy City“. Als wir morgens losgehen, weht trotz Sonne und blauen Himmels ein so kühler Wind durch die Straßen, dass wir noch einmal umkehren und unsere Jacken holen. Ich stecke schnell noch meine neueste Errungenschaft ein (denkt euch an dieser Stelle ein verlegenes Räuspern): einen Schrittzähler, der mich faule Nuss zu mehr Bewegung motivieren soll. Bisher habe ich ihn meistens „vergessen“, allein schon, weil er, wenn ich ihn mal dabei hatte, nur kläglich wenig Schritte anzeigte. Ich dachte schon, er wäre kaputt. In Hamburg erreichte ich damit nur einmal fast die Zehntausendermarke: Als ich eigentlich nur zum Arzt wollte und noch eine „kleine“ Shoppingtour dranhängte. Naja. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, das windige Chicago. Die Bezeichnung leitet sich nicht nur vom Wind ab, der oft kalt durch die Häuserschluchten weht, sondern hat auch mit den „windigen“ Schmuggeleien und kriminellen Geschäften während der Prohibition zu tun.
Chicago ist nicht nur windig, sondern auch hell und weit, trotz der vielen Wolkenkratzer. Die Stadt präsentiert sich uns mit einer gelungenen Mischung aus alten und neuen Gebäuden. Viele junge Leute, Einheimische und Touristen bevölkern die Straßen der Innenstadt, Dutzende Straßencafés laden zum Verweilen ein, und überall sieht man Bäume und kleine grüne, bepflanzte „Inseln“. Hier ist der Blumenschmuck herbstlich schon für Erntedank dekoriert: 

(Ein Klick auf die Fotos macht sie größer)

Und es gibt viel Wasser, denn Chicago liegt, wie schon gesagt, direkt am Lake Michican. Doch damit nicht genug, durch die Stadt fließt der Chicago River mit Kanälen und Nebenarmen. Ein ganz klein wenig Hamburg in Amerika.

Beeindruckende Skyline am Chicago River

 

Links und rechts kann man direkt am Fluß entlang spazieren, bei Tag …


… und bei Nacht

An diversen Stationen kann man Fahrräder per Selbstbedienung ausleihen, sodass, wer sich durch den Verkehr traut, die Stadt per Drahtesel erobern kann.
Zu Fuß kommt man jedoch auch sehr gut durch die Innenstadt. Mein Schrittzähler jedenfalls jubelte, was sich in Form eines begeistert hampelnden Männleins neben der Zahl auf dem Display zeigt. Den kannte ich noch gar nicht, aber ich freue mich, seine Bekanntschaft zu machen. Meinen Füßen hingegen ist das egal, sie jammern vor sich hin und ergeben sich in ihr Schicksal. Aber die Tour lohnt sich. Noch ein paar Impressionen :

Ein handtuchschmaler (christlicher) Buchladen mit Wohnungen darüber behauptet sich zwischen den Hochhäusern:

Schaufenster eines Süßwarenladens:

                                     

Tod durch Schokolade /  Ein süßes Leben gelebt          /  Wollte Süßes nicht teilen / Schied geschmackvoll dahin

Chicago House of Blues „Where Music feeds the Soul“
Es gibt Konzerte, man kann essen, feiern, und sonntags wird ein Gospel Brunch veranstaltet.

Der Millenium Park ist eine kleine Oase mitten in der Stadt. Hier findet man Grünflächen, Bänke und eine Open-Air-Bühne.

Die größte Attraktion jedoch ist „The Cloud Gate“

- eine hochglanzpolierte Stahlskulptur ohne sichtbare Schweißnähte, die aufgrund ihrer Form auch „die Bohne“ genannt wird. Die Anziehungskraft dieses riesigen Kunstwerkes ist groß, denn man kann sich darin wie in einem Zerrspiegel sehen. Alle rennen hin und machen Selfiesa. Wir auch:

In Chicago stand übrigens das erste moderne Hochhaus der Welt. Es wurde 1885 erbaut, umfasste zehn Etagen und war 42 Meter hoch. Es wurde 1931 abgerissen. Überhaupt ist die Stadt ein Juwel für Architektur-Fans. Deshalb bummeln wir am nächsten Tag zur Warenterminbörse, der größten der USA, denn in unmittelbarer Nähe liegt das vielleicht schönste Gebäude von Chicago, die Rookery.

- ein architektonisches Juwel. Nicht die Höhe macht das Gebäude interessant – es sind nur zwölf Stockwerke – es ist vielmehr die architektonische und ästhetische Raffinesse, die den aus roten Granitblöcken errichteten Bau so besonders macht. Das eigentliche Schmuckstück ist der imposante Lichthof von Frank Lloyd Wright, gestaltet mit viel Liebe zum Detail. Eine filigrane schmiedeeiserne Konstruktion trägt das Glasdach und verleiht dem Raum die Atmosphäre eines orientalischen Herrscherzeltes. Der Innenraum ist von goldverziertem Marmor eingefasst.

    

Das Gebäude entstand in den Jahren 1887-1888 und gilt als eines der Meisterwerke der damaligen Architektur und als einer der frühesten Vorläufer des modernen Wolkenkratzers. Der Innenraum ist von goldverziertem Marmor eingefasst.


Kur danach entdecken wir etliche Freizeitkapitäne, die das herrliche Herbstwetter für eine kleine Ausfahrt nutzen. Wir entdecken sogar ein Segelboot mit großem Grill im Cockpit. Die Amis und ihr Barbecue! Doch zunächst heißt es für alle warten, bis die Brücken öffnen:

Schließlich ist es soweit, und es sieht ein bisschen so aus, als würden die Masten die Brücke stemmen :)

  

Wie schon in unseren Floridays erwähnt, ist Werner immer neugierig darauf zu sehen, wie eine schöne Fassade wohl von innen aussieht. Also marschieren wir schnurstracks in dies imposante Gebäude:

Es stellt sich heraus, dass wir uns in der Harold Washington Library befinden, der größten der Öffentlichkeit zugänglichen Bibliothek der Welt. Mit mehr als zwei Millionen Bänden besitzt sie die größte Sammlung weltweit. Besonders bemerkenswert: Es gibt eine riesige Abteilung mit Kinderliteratur und Leseecken sowie zahlreiche wechselnde Kunstausstellungen und Lesungen.
In der Halle sitzen wir gemütlich 'rum, betrachten die Wandornamente, die Inschriften und die eindrucksvolle Kuppel.

Schließlich machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Das Schrittzähler-Männchen kriegt sich am Ende des Tages gar nicht mehr ein vor Begeisterung, ich hingegen bin einfach nur platt.
Es reicht dann aber doch noch für einen kurzen Besuch im Schwimmbad, um die müden Knochen zu entspannen und einen Blick von der Dachterasse auf das Hardrock-Café zu werfen.

   

Dies war das Vorspiel. Am nächsten Tag geht die Reise erst richtig los - auf der Hauptstraße Amerikas, der Straße der Sehnsucht, der "Mother road", wie John Steinbeck sie nannte, der Route 66

Der Ohrwurm für Chicago ist... nein, nicht „Chicago“ von Frank Sinatra, sondern „Go your own way“ von Fleetwood Mac

Es grüßen Euch nach N S W E - rain or shine -

Werner und Helga