Down and Up and Down

Sonntag, 25.10.2015

Moin nach Germany und überall in der großen weiten Welt!

Wir verlassen Gallup, New Mexico, bei Sonnenschein und überfahren die Grenze nach Arizona. Wieder eine Zeitzone überschritten – wir werden immer jünger!
Arizona trägt den Beinamen „Canyon State“. Der bekannteste und berühmteste Canyon ist sicherlich der Grand Canyon, aber man kann hier wochenlang weniger spektakuläre, aber ebenso schöne Canyons durchstromern. Es gibt Canyons mit Klippenwohnungen und Felsmalereien und versteinerte Steinwüsten, die je nach Lichteinfall ein prächtiges Farbenspiel bieten.
Uns aber zieht es weiter auf der Route, westwärts, zu weiteren Kicks.
Auch hier in Arizona gibt es viel Viehzucht. Ab und zu sieht man kleine Pumpanlagen, die Grundwasser für die Rinder fördern. Apropos Rinder: Ursprünglich waren in Amerika Bisons (Büffel) heimisch. Die Indianer erlegten sie für den Eigenbedarf, nutzten praktisch alles vom Tier, vom Fleisch zum Essen bis zum Fell als Bekleidung. Die Sehnen dienten für Pfeil (zum Befestigen der Feder) und Bogen (als Sehne).
Mit den Europäern kamen die Rinder, und die Büffel wurden nun vom weißen Mann (und auch von einigen profitgierigen Indianern) gejagt, um das Leder nach Europa zu bringen. Dort hatte man Büffelleder als perfekt für die Herstellung von Treibriemen und Lederwaren entdeckt.
Bedauerlich, denn die bisons waren weit besser an Klima und Vegetation angepasst als die Kühe. So stolperten z. B. die Rinder häufig in die überall gegenwärtigen Löcher der Baue der Präriehunde (Erdmännchen). Was wiederum dazu führte, dass die Präriehunde zuhauf abgeknallt wurden.

Inzwischen ist der Bestand an Büffeln wieder recht hoch, und er wächst weiter.

Während wir auf unserer Fahrt so über Kühe und Büffel sinnieren (ich sage jetzt nicht, dass mir unweigerlich der Schlager "7000 Rinder" von Peter Hinnen einfiel, den ich als Kind schrecklich-schön fand), erreichen wir den Petrified Forest National Park

Auf dem weiteren Weg sehen wir öfter mal Schilder : „Rindviecher kreuzen“. Und tatsächlich, hier wandern sie gemütlich quer über die Straße. Ich bin zu spät dran und kann sie leider nicht mehr aufs Bild bannen.

Und dann *tata* kommen wir zu meinem Höhepunkt des heutigen Tages, dem kleinen Ort Winslow, Arizona. Die Eagles besingen in ihrem unbeschwert-fröhlichen Country-Song „Take it easy“ den Ort mit der Textzeile „Ich stehe an einer Ecke in Winslow, Arizona“.

Well, I'm a standin' on a corner
In Winslow, Arizona
Such a fine sight to see
It's a girl my Lord
in a flat-bed Ford
Slowin' down to take a look at me
Come on, baby, don't say maybe
I gotta know if your sweet love
Is gonna save me
We may lose and we may win
Though we will never be here again
So open up I'm climbin' in
So take it easy ...

Was ich nicht wusste: Winslow, Arizona hat geschäftstüchtig aus „a corner“ „the corner“ gemacht und die Ecke Kingsley Avenue/West Second Street als den betreffenden Ort festgelegt. Genialer Touristen-Anziehungspunkt, und zum Glück sehr nett gemacht. Aus den Kneipen und Geschäften ringsum schallt dezent Musik von den Eagles. Natürlich muss ich mir einen Aufkleber „Standing on the Corner in Winslow, Arizona – I stood there“ kaufen. Yeah! Und ich frage die Kassiererin, wie nervtötend das sein muss, jeden Tag ununterbrochen die Eagles hören zu müssen. Sie rollt die Augen und lacht. „Ja, das nervt manchmal, aber wenn es zu schlimm wird, lege ich auch mal andere Songs aus den 70ern auf.“
Ich jedenfalls habe meinen Spaß. Oldies wie wir hängen um den Platz herum, haben Spaß und fotografieren sich gegenseitig. Hier sehen wir auch die beiden Motorradfahrer wieder, die heute morgen noch mit uns im Frühstücksraum des El Rancho Hotels saßen.

Weiter geht es. Schnell landen wir in Holbrook. Hier ist das Wigwam Motel der Hingucker – wieder eine von den Route 66 – Sehenswürdigkeiten, die auf Fotos fantastisch aussehen und in Wirklichkeit an Attraktivität verlieren. Trotzdem nett anzusehen. In Joe & Aggies Café soll es einen leckeren Nachtisch namens „Apple-Burito à la mode“ geben. Aber der Laden ist noch geschlossen.   Anschließend sehen wir uns den Meteor Crater an. Vor fünfzigtausend Jahren ist hier durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag ein 170 Meter tiefer Krater entstanden.
Die Apollo-Astronauten nutzten den Krater als Trainingsplatz für ihren Mondspaziergang. Es gibt eine kleine Wall of Fame und eine Original-Kapsel auf dem Gelände. Man kann sich per Führung oder Film über den Krater informieren lassen.
Auch die Gegend ringsum ähnelt einer Mondlandschaft.

Werner geht ein Stück ins Gelände hinein. Ein Suchbild:

Neben Rindern am Straßenrand begleitet uns wieder die Musik. Heißt es doch im Text von (Get your Kicks) On Route 66: „Don't forget Winona“, obwohl es gar nicht direkt an der Route 66 liegt. Vermutlich wurde es gewählt, weil es sich auf „Arizona“ reimt. Ein Foto von der Abfahrt ist aber es allemal wert. 

Am Nachmittag treffen wir im ca. 2150 m hoch gelegenen Flagstaff ein. Es erhielt seinen Namen, als 1876 eine Gruppe von Siedlern hier kampierte. Sie kamen auf die Idee, eine sehr hoch und gerade gewachsene Kiefer als Fahnenmast zu verwenden, um das hundertjährige Bestehen der USA zu feiern. Dieser „Flag Staff“ diente nachfolgenden Siedlern als Wegweiser durch das noch unbekannte Land., und der Ort hatte seinen Namen weg. Übrigens war die Gegend um Flagstaff einer der Drehorte des Films „Easy Rider“.

Wir essen in einem Chinarestaurant vom Bufett. Warum auch immer, Werner verbringt die Nacht und den folgenden Tag pendelnd zwischen Bett und Bad. Es geht ihm gar nicht gut.
Freitag ist er soweit genesen, dass wir dem Grand Canyon einen Besuch abstatten können. Der Weg dahin ist bewaldet, man sieht einige hohe Berge.Die ganze Gegend ist Wintersportgebiet.

Am Grand Canyon waren wir schon einmal, vor ca. zwölf Jahren. Die Wege am Canyonrand entlang sind inzwischen durch Geländer gesichert, und es gibt einige Aussichtsplatformen. Der atemberaubende Eindruck vom ersten Mal ist unwiederbringlich, trotzdem ist es ein beeindruckendes Wiedersehen.

       

Im Park sehen wir Wild, das gemütlich über die Straße spaziert.

    

Am frühen Nachmittag, noch auf dem Weg zurück zum Hotel, geht es mit zunehmend schlechter. Jetzt hat es zur Abwechslung mich erwischt: Die Nacht und den folgenden Tag verbringe diesmal ich pendelnd zwischen Bett und Bad, mit genau den Symptomen, die auch Werner hatte. Wir bleiben deshalb einen Tag länger als geplant. Obwohl Wochenende ist, haben wir Glück: Unser Hotelzimmer ist für eine weitere Nacht frei, sodass wir nicht umziehen müssen.
Und Werner geht es wieder soweit gut, dass er nachmittags einen kleinen Rundgang durch den hübschen Ortskern machen kann. Auch hier wieder hat man die Stadtgeschichte als Wandmalerei dargestellt.

 

Und immer wieder sieht und hört man die Eisenbahn. Wir zählen drei Loks zum Ziehen, 125 Waggons, zwei Loks zum Schieben.

Wir hoffen, es geht euch allen gut und grüßen aus der Ferne


Werner und Helga