Berichte von 12/2015

Südstaaten-Feeling

Freitag, 04.12.2015

Hallo nach Norden, Süden, Westen, Osten!

Bevor es weiter geht in Richtung New Orleans, hier noch ein paar Fotos von San Antonio (Auf's Foto klicken vergrößert - wie immer)

                          

      

 

Mosaike und Wandbilder im Hotel. In den Fluren hängen historische Bilder:

Hinter San Antonio wird die Landschaft endlich, endlich wieder grüner. Flüsse, saftige Wiesen. Das Grün der Bäume und Sträucher am Wegesrand ist Labsal für die Augen. Ein Werner ist natürlich wieder dabei, und auch die LKW-Huckepack-Zugmaschinen begegneten uns schon öfter auf unserer Reise.

Wir kommen an den Orten Schulenburg und Weimar vorbei. Bei Houston, Texas, geht es rechts ab gen Süden nach Galveston – wer kennt ihn nicht, den schmachtenden Country-Song „Galveston“ von Glen Campbell.

Aber Nein! Wir wollen ja gar nicht nach Galveston, wir fahren immer schön geradeaus durch das Autobahngewirr von Houston.

                        

Hinter Houston spürt man zum ersten Mal die Nähe des Golfs von Mexiko. Üppiges Grün, ringsum Wasser, Flussläufe, und gleich neben der Interstate beginnen die ausgedehnten Swamps (Sümpfe) mit ihrer unberührten Natur. Man sieht wieder Adler am Himmel über den hohen Kiefernwäldern, die uns bis weit hinein nach Florida begleiten werden. Am Straßenrand stehen die ersten „Gator“-Schilder. Alligator-Land beginnt :D.

    

Als wir an einem Rastplatz aus dem wohltemperierten Wagen steigen und die Umgebung „erschnuppern“, fühlt es sich ein bisschen so an, als wären wir erst jetzt, nach 6600 Flug- und gut 9000 Fahrkilometern, so richtig „angekommen“. Schwül-warme Luft, Stille, Langsamkeit, Schlichtheit und üppige Fülle zugleich – das aus der Zeit gefallene, träge Südstaaten-Feeling umfängt uns und zaubert ein Lächeln auf unsere Gesichter. „Wider than a smile.“ Schwer zu beschreiben :D
Doch irdische Bedürfnisse machen nicht vor euphorischen Gefühlen halt. Wir müssen mal. Der Ladies Restroom ist passend zur Stimmung so schön, dass ich ihn sogar fotografiere:    

 

Vor Sonnenuntergang wechseln wir vom Bundesstaat Texas nach Louisiana.

Louisiana hat zwei Beinamen: „Pelican State“ wegen des Wappenvogels und „Bayou State“ – was soviel wie „sumpfiges Gebiet“ bedeutet. Im Autoradio hören wir, wie passend, Creedence Clearwater Revival mit „Born on the Bayou"

Und da wir gerade dabei sind: Wer denkt bei „Louisiana“ nicht an die berühmten „Cotton Fields“?

Der Tag neigt sich dem Ende zu, und nach einem leckeren Essen mit passender Zydeco/Cajun-Musik-Untermalung in diesem Lokal 

übernachten wir in Breaux Bridge in der Nähe von Lafayette. Das Zimmer hat einen Fenstersitz, sowas hätte ich auch gern. Aber unsere deutschen Norm-Fenster sind dafür nicht gemacht.

Am nächsten Morgen bin ich schon um 6 Uhr wach. Das Hotel heißt „microtel“, und das Bett macht dem Namen Ehre, es ist etwas eng. Ich sitze am Fenster und gucke durch dicken Nebel auf den Hotelparkplatz. Den Pfützen nach zu urteilen muss es in der Nacht geregnet haben. Ein Ambulanzfahrzeug kommt. Nachdem ich geduscht habe, ist es wieder weg. Stattdessen stehen nun einige Arbeiter schweigend und fast reglos mit gesenkten Köpfen um ihren Pickup herum. Einer von ihnen guckt gelegentlich auf sein Handy. Nach einer langen Weile lösen sie sich von dem Wagen und gehen wieder an die Arbeit. Der Nebel lichtet sich nur langsam. Stoff für Geschichten.

Es ist nicht weit nach New Orleans. Wir sind im Gebiet des Mississippi Delta. Das Leben in Louisiana ist von zahlreichen Kulturen, Sitten und Gebräuchen geprägt, beispielsweise auch vom Voodookult. Noch heute ist der französische Einfluss spürbar, der sich u.a. in Ortsnamen und manchen französischen Wörtern bemerkbar macht. Aber auch zahlreiche indianische Namen lesen wir, zum Beispiel so wohlklingende wie Tanjipahoa oder Alatchafalaya.
Die Interstate führt teilweise wieder auf Stelzen über die Sümpfe. Im Wasser stehen Mangrovenbäume, die einzigen Bäume, die Salzwasser vertragen.

Beim Passieren von Baton Rouge denke ich an die Anfangszeile von Kris Kristoffersons / Janis Joplins „Me and Bobby McGee“, in der es heisst „Busted flat in Baton Rouge“. Ich dachte immer, da sei von einer Wohnung (flat) in Baton Rouge die Rede, aber nun, wo ich hier bin, gucke ich nach – und die Online-Übersetzung lehrt mich, dass es soviel bedeutet wie „Abgebrannt in Baton Rouge“.
Wir haben zum Glück noch Benzingeld und gestatten uns einen kleinen Umweg. Werner, der - wie immer - perfekt auf die Reiseroute vorbereitet ist, möchte über die „zweitlängste Brücke der Welt über Wasser“ fahren (die längste befindet sich in China). Sie führt über einen See, den Lake Pontchartrain, ist über 38 Kilometer lang und führt in Nord-Süd-Richtung direkt auf New Orleans zu.
Sie ist wirklich eindrucksvoll. Es ist, als führe man auf einer Straße über's Meer. Nachts, so denken wir uns, muss es noch viel schöner sein.

Am Ende der Brücke sieht man schon die Ausläufer von New Orleans.

Eigentlich ist New Orleans eine ganz durchschnittliche amerikanische Großstadt, aber natürlich zieht es jeden Besucher ins French Quarter. So stellt man es sich vor: The Big Easy! Leichtigkeit, Lebensfreude, Jazz, Kreolische Küche, alles mischt sich, amerikanischer, französischer und spanischer Kolonial-Baustil...
Wir fahren hinein und werden nicht enttäuscht. Es wird zwar viel gebaut, manches ist dem Zerfall nahe, aber die Schönheit überwiegt. Es gibt Verzierungen an den Häusern und Balkons in Hülle und Fülle, alte Bäume spenden Schatten, die Leute sind mit dem Rad unterwegs, ich sehe im Vorbeifahren Hängematten und Verandaschaukeln. Wir durchfahren ein kleines Wohngebiet, dass sich für Hamburger vielleicht am ehesten als lauschigstes Klein-Eppendorf mit französischer Anmutung beschreiben lässt.

             

Wir finden einen Parkplatz – 10 Stunden für 10 Dollar, da kann man nicht meckern. Und ab geht es durch die hübschen kleinen Gassen, die vielfach französische Namen tragen, stracks hinunter zum Mississippi, um an der Promenade entlang zu bummeln und ein wenig Hafenatmosphäre zu schnuppern. Schön ist er hier, der Ol' Man River.

          

Eine Fahrt mit dem Raddampfer machen wir nicht, auch wenn die Person ganz oben an Deck noch so schön in die Tasten haut und eine herrlich altmodische Melodie auf der Dampforgel produziert. Die Pfeifen solcher Orgeln werden nicht mit Luft, sondern mit Wasserdampf betrieben, und entsprechend sieht man, solange gespielt wird, ordentlich Dampf aus den Röhren aufsteigen.

    

Statt dessen gehen wir in ein Lokal, das Cajun-/Kreolische Küche auf der Speisekarte stehen hat. Werner bestellt Fisch, und ich, die ich sonst nicht besonders mutig bin, was das Ausprobieren von neuen Gerichten in Restaurants angeht, bestelle auf gut Glück ein 3-Sorten-Jambalaya. Zwar habe ich schon von den gut gewürzten Speisen gehört, weiß aber nicht, was genau mich erwartet. Allein der wohlklingende Name: Jambalaya! Das kann ja nur gut schmecken!
Ähem...ich kann ja nix dafür, dass schon wieder Creedence Clearwater Revival herhalten müssen, aber die haben nun mal den passenden fröhlichen Song – wer kennt ihn nicht?- mit dem Titel „Jambalaya“ im Repertoire ...

Das Lokal ist recht urig und gut besucht. Draußen wird ganz nach französischer Manier geparkt – Stoßstange an Stoßstange :D

                

Das Essen kommt, und es schmeckt gut. Man kann sich vorstellen, dass dies eine Art kreolische Hausmannskost ist. Die Grundlage ist jeweils Reis, auf meinem Teller einmal mit Fisch, einmal mit einer Art Fleischsud/leichtem Erbsensuppengeschmack, eins mit Pilzen und Hühnchenfleisch. Alles ein wenig schärfer gewürzt, als wir es so kennen. HIER steht, was Tante Wiki dazu sagt. Und so sieht es aus:

Dann geht es wieder raus in die Gassen des French Quarter. Die Luft steht, es ist sehr schwül und über 30 Grad heiß. Ein Geschäft verkauft Kostüme für den „Mardi Gras“, den hiesigen Fasching, der jedes Jahr mit Paraden, Musik und schrägen Kostümen gefeiert wird.Was Passendes für den nächsten Chorauftritt ist auch dabei:

In den Straßen spielen Bands auf Akkordeon, Kontrabass, Waschbrett und Gitarre.Ein Pärchen tanzt spontan dazu.

     

Man spielt Zydeco, einen Musikstil, der hier in Louisiana entstanden ist. Klickt mal HIER, dann hört ihr - so die Gema es will - ein Lied, das ihr garantiert kennt, sofern ihr alt genug seid, um euch an die 1980er Jahre zu erinnern ;-), es geht direkt in die Beine.

Apropos Beine: Wir bummeln in der Hitze durch die Gassen des Viertels. Bilder sagen mehr als Worte:

                       

Eigentlich wollten wir bis abends bleiben und noch einen Kneipenbummel dranhängen, aber wir sind völlig erschlagen von der Hitze und dem vielen Herumlaufen. Von der berühmten „Bourbon Street“ sind wir nicht besonders angetan. Ich finde ausgerechnet sie, verglichen mit all den Straßen ringsum, ziemlich unscheinbar und schäbig.

Mag sein, dass es anders ist, wenn die Lichter leuchten und aus jeder zweiten Kneipe Musik dringt. Aber es dauert noch Stunden, bis es dunkel wird, und mein Kreislauf macht mir zu schaffen. Es ist heiß und stickig. Wir traben erschöpft zum Auto, drehen die Klimaanlage hoch und fahren los.

Dieses ulkige Gebäude ist „Kermit's Schwiegermutter-Lounge“, eine Kneipe, deren jetziger Betreiber tatsächlich Kermit mit Vornamen heißt.

Bald hinter New Orleans beginnt der US-Bundesstaat Mississippi. Wir nehmen das erstbeste Motel in Gulfport, Mississippi. Kaum sind wir drin, braust ein Flugzeug direkt über uns hinweg. Ohrenbetäubend laut, ganz niedrig. Wir stellen fest, dass wir uns direkt in der Einflugschneise vom Biloxi/Gulfport-Flughafen befinden. Holla die Waldfee! Man kann quasi sehen, wie gut sich der Pilot unterm Kinn rasiert hat. Hoffen wir, dass hier nachts nicht geflogen wird. Und wenn, dann bitte nur ganz leise und mit ordentlich Zielwasser... ;-)

(Wie sich später herausstellt, beginnt die Landebahn keine zwei Kilometer vom Hotel entfernt).

Zu guter Letzt noch ein Song – das wunderbare „Love and Emotion“ von dem leider früh verstorbenen Willie DeVille, der die berühmten Worte sprach: „Du kannst nicht besser als echt sein“, und, fast noch schöner: "Ich lebe ja immer nur jetzt."

Morgen geht es weiter, die „vergessene Küste“ entlang nach Florida.

Euch ein Happy Weekend
(Hier regnet es seit 24 Stunden)

Eure
Werner und Helga

 

 

Die vergessene Küste

Donnerstag, 10.12.2015

Nachts herrschte Ruhe am Himmel, erst morgens fliegt wieder eine Maschine über uns hinweg.
Nach dem Frühstück im klimatisierten Frühstücksraum des Motels treten wir vor die Tür, und sofort beschlagen unsere Brillen. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm hoch. Klimaanlagen in den Häusern und Büros sind in subtropischen Gebieten kein überkandidelter Luxs, sondern eine absolute Notwendigkeit. Man denke allein schon an den Schimmel, der sich ohne Kühlung in kürzester Zeit überall breitmachen würde. Warum sie allerdings oft so eisig eingestellt ist, dass man sich am liebsten eine Jacke überziehen möchte, wenn man IN einem Gebäude ist, das begreife ich nicht. Überhaupt - die Klimaanlagen: Sie röcheln, rattern, gurgeln, klappern. Manchmal sind sie auch ganz leise, aber viel zu selten. Zum Glück kann man sie abschalten. Sie sind Segen und Fluch zugleich, HIER in der WELT steht ein launiger Artikel darüber.

Von Gulfport, Mississippi, geht es auf der Interstate 10 immer an der Küste entlang. Ein Schild an der Bundesgrenze nach Alabama empfängt den Reisenden mit den Worten „Welcome to Sweet Home Alabama“ - „Sweet Home Alabama“ - wer kennt es nicht - ist ein Titel der Band Lynyrd Skynyrd, die einige großartige Südstaaten-Rocksongs geschrieben hat.

In Mobile, der größten Hafenstadt Alabamas, fahren wir weiter gen Osten über die zwölf Kilometer lange Jubilee Parkway Bridge. Eigentlich sind es zwei Brücken, je eine pro Richtung.

Foto von Altairisfar

Das Wetter zeigt sich heiter bis wolkig, zwischendurch gibt es einen kurzen Regenschauer. Um uns sind grüne Wälder und Sumpfgebiete. Nicht lange, und wir befinden uns in Florida.

       

Allerdings ist dies nicht das Florida von Disneyworld, Space Shuttle, Motoryachten, Cocktailbars und Palmenstränden, sondern die „Forgotten Coast“, der vergessene Küste, die Fischerdörfer, schmale, naturbelassene Mini-Strände, verblichene Holzhäuschen auf Stelzen in den Dünen, Fliegengittertüren, Schaukelstühle auf Holzterrassen und endlose Kieferwälder zu bieten hat. Den Satz „Welcome to the REAL Florida“ bekommen wir in den nächsten Tagen noch öfter zu hören. Er wird stolz ausgesprochen, man ist sich da sehr sicher. Und recht haben sie, man kann es angesichts der in jeder Hinsicht „natürlichen“ Umgebung nur bestätigen.
Keine Bettenburgen, keine großen Parkplätze, keine Prachtboulevards und Fast-Food-Ketten. Fast bin ich versucht zu sagen: Kein Plastik. Aber das wäre natürlich übertrieben. Trotzdem: Die Zeit scheint, wie schon öfter auf unserer Reise an den wirklich authentischen, nicht-touristischen Orten, stehen geblieben zu sein. Es ist wenig bis nichts los, umso besser kann man den Blick auf den Golf von Mexico genießen, zur Ruhe kommen, ausspannen.

Vorbei geht es an Orten mit Namen wie Orange Beach, Miramar -, Laguna- und Panama City Beach.

Vor etlichen Jahren waren wir schon einmal hier im „Pfannenstiel“, wie der nordwestliche Teil Floridas wegen seiner Form genannt wird. Daher freuen wir uns, dass wir wieder durch Mexico Beach kommen, einen kleinen Ort, in dem wir im lauschigen, im viktorianischen Stil erbauten „Driftwood Inn“ eine Nacht verbrachten.

Auch der Toucan Grill, in dem Werner das größte Steak aß, das ihm je serviert wurde, kommen wir vorbei. Schließlich lugt die Brücke durch die Landschaft, die uns an unseren Zielort Apalachicola bringen wird.

Der Name Apalachicola, von den Einheimischen kurz Apalach genannt, kommt vom Stamm der Apalachen, einer Untergruppe der Seminolen, und ist eine Kombination aus den Wörtern apalahchi, was „auf der anderen Seite“, und okli, was „Leute“ bedeutet. Wahrscheinlich bezog es sich auf den damaligen Standort „Leute von der anderen Seite des Flusses“.
Apalachicola liegt an einer Bucht des Golf von Mexico, in die der Apalachicola River mündet. Zu Zeiten des großen Baumwollhandels war dies eine der blühendsten Hafenstädte der Union, die bis 1821 den Namen Cottonton trug und durch eine britische Trading Post, eine Handelsniederlassung, gegründet wurde.

Normalerweise verirren sich nicht allzu viele Touristen hierher, aber es ist Freitag und – was wir nicht wussten - am Wochenende findet ein Seafood Festival statt, deshalb sind die Hotels und Bed & Breakfasts ausgebucht. Aber wir bekommen in einem Hotel den Tipp, es im Best Western am Ortsrand zu versuchen. Und wir haben Glück – gerade eben wurde ein Zimmer storniert, das wir sofort in Beschlag nehmen.

Ein erster Spaziergang führt uns entlang an wunderschönen Südstaaten-Häusern, kleinen Parks, verwunschenen alten Bäumen. Vor der Trinity Episcopal Church lädt ein Schild „Jeder ist willkommen“ zu einem Pfannkuchen-Frühstück am morgigen Sonnabend ein.


Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trinityapalachicola.jpg#/media/File:Trinityapalachicola.jpg

Hunger treibt uns schließlich zum Hafen, wo wir uns mit Blick auf den Apalachicola River bei Caroline's Riverdining ein leckeres Essen gönnen. Fisch, was sonst!

So gestärkt bummeln wir durch die Straßen in Hafennähe. Aus einer Kneipe schallt Musik, die Türen stehen offen, die Leute haben schon gut getankt, sie feiern und stehen bis auf die Straße. Ein Mann an der Gitarre singt tatsächlich gerade – juhu! - „Sweet Home Alabama“ und alle gröhlen mit.

An den nächsten beiden sonnigen, heißen Tagen genießen wir den Ort und die schöne Umgebung, beobachten bei einem weiteren Fisch-Essen, diesmal draußen bei angenehmer Brise, mit Fliegengitter ringsum und Ventilatoren an der Decke, eine Yacht beim Auslaufen, schwimmen im Pool, bestaunen Motorräder und gucken, was die Einheimischen beim Seafood Festival so machen – sie verkaufen an den Ständen alles mögliche Selbstgemachte und jede Menge Trödel,ein kleiner Trupp macht auf einer Terrasse Musik, die ganze Ortschaft ist auf den Beinen.

 

 

Die nächste Station unserer Reise ist Crystal River. Davon in Kürze mehr.

Bis dahin grüßen wir Euch herzlich

Eure

Werner und Helga

Crystal River

Dienstag, 15.12.2015

 

Apalachicola verabschiedet uns mit Dauerregen.

 

(wie immer vergrößert ein Klick auf das Foto)

Wir fahren an der Küste entlang nach Carabelle, wo wir vor vielen Jahren schon mal waren. Wir wohnten damals im Motel von Marlon Brando (nun ja, nicht ganz, aber der Motelbesitzer erinnerte uns sehr an ihn) und haben in Julia Mays Fischlokal gegessen. Aber das ist eine andere Geschichte. Motel und Lokal gibt es schon lange nicht mehr, aber der Ort ist noch immer so gemütlich-verschlafen wie damals. Und der Himmel weint.
Es regnet, es schüttet.

Seit Ventura, Kalifornien sind wir rund 3700 Kilometer immer Richtung Osten gefahren. Jetzt, auf der Höhe von Floridas Hauptstadt Tallahassee, biegen wir rechts ab – sprich, wir verlassen die „Forgotten Coast“. Ab jetzt geht es gen Süden, und wie auf Kommando klart der Himmel auf.
Vor Fanning Springs überqueren wir den Suwanee River, und mir kommt sofort das Lied vom „Suwanee River“ in den Kopf.

Spontan halten wir hinter der Brücke an einem kleinen Aussichtspunkt an und finden einen der vier Brückenbogen der Original-Brücke von 1934 vor. Als die Brücke damals fertig war, waren die Leute aus der Umgebung so begeistert, dass sie zur Feier des Tages auf der Brücke Square Dance tanzten.
Das Brücken-Schild, dessen Inschrift den Titel besagten Liedes „Way Down Upon the Suwannee River" trägt, ist auch noch original aus dem Jahr 1934.

Und auch hier sehen wir wieder schöne alte Bäume, in denen das in den Südstaaten überall gegenwärtige „Spanish Moss“, auf deutsch auch „Feenhaar“ genannt, hängt. Man sieht es sogar von Überlandleitungen hängen. Einer traurig-schönen indianischen Legende zufolge ist „Spanish Moss“ das Haar einer Prinzessin, die am Tage ihrer Hochzeit von Feinden getötet wurde. Der trauernde Bräutigam soll es abgeschnitten und in einen Baum gehängt haben. Der Wind trug das Haar fort und verteilte es so über das ganze Land...

Am Nachmittag kommen wir in Crystal River an. Dort hauen wir unsere restlichen Hotel-Bonus-Punkte, die wir in Florida im letzten Winter gesammelt haben, auf den Kopf, indem wir ein paar Tage lang kostenlos in einem schön gelegenen Hotel mit Bootsanleger und Pool wohnen. Glück gehabt, denn der Himmel ist grau und es regnet immer mal wieder, sodass wir nicht so viele Outdoor-Aktivitäten machen können, sondern lieber in der Nähe des Hotels herumstromern.


Lieblingsplätze und -aussichten:

Squirrels, die grauen amerikanischen Verwandten unserer deutschen Eichhörnchen, sieht man hier überall. Und die Mini-Geckos flitzen einem auch ständig vor den Füßen weg. Oder verirren sich auf Wasserschläuche, wie der hier:

Als am dritten Tag wieder die Sonne scheint, fahren wir auf Empfehlung der netten

Dame an der Rezeption dahin, wo der Pfeffer wächst, nämlich in das benachbarte Homosassa Springs zum Wildlife State Park. Homosassa bedeutet in etwa „wo der wilde Pfeffer wächst“ :D
Wir haben Ermäßigungs-Bons vom Hotel dabei, aber die brauchen wir gar nicht, denn heute ist der Eintritt frei. Per Boot geht es auf einer idyllischen Fahrt in den Park hinein.

Das Highlight dieses Ausfluges ist das Manatee-Observatorium. Hier kann man die friedlichen Manatees, auch Seekühe genannt, von ganz nah betrachten. In unserem Floridays-Blog vom letzten Winter gibt es einen Eintrag über diese tollen Tiere.

 

Auf unserem Rundgang begegnen uns noch andere große und kleine Tiere. Trotz der schönen, naturbelassenen Umgebung sind wir uns einig, dass wir Bär, Fuchs, Adler, Eule lieber in freier Natur wissen möchten als hier eingesperrt. Andererseits bietet so ein „Zoo“ natürlich (gerade auch Kindern) die Möglichkeit, Tiere aus der Nähe zu sehen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt.

Dagegen haben es die hier ausgesprochen gut :D

Am 11. November, dem Veterans Day, verabschieden wir uns von Crystal River und reisen weiter nach Fort Myers Beach. Für die nächsten fünf Wochen haben wir dort von unterwegs aus ein Apartment gebucht.

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Und damit bin ich mit den Einträgen auf diesem Blog in der Echtzeit angekommen. Heute ist der 16.12.2015, d. h. die fünf Wochen sind so gut wie um.

Wir hatten eine schöne, erholsame Zeit hier in Fort Myers Beach. Da sich die Aktivitäten hier nicht so sehr von denen in unseren FLORIDAYS vom letzten Winter unterscheiden, werde ich von hier nicht mehr so ausführlich berichten.

Am kommenden Freitag machen wir uns dann auf den letzten Roadtrip für dieses Jahr: In drei Etappen fahren wir die Ostküste hinauf zurück zum Ausgangspunkt unserer Reise, nach Newark.

Von dort aus geht es dann rechtzeitig zu Weihnachten zurück nach Hause.

Vorher melden wir uns aber auf jeden Fall noch von hier.

Einstweilen seid herzlich gegrüßt
von Euren Floridianern

Werner und Helga

 

 

Every Picture Tells A Story

Mittwoch, 16.12.2015

Hallo, Ihr Lieben!

Hier kommen Fotos von unserer Reise, die es aus irgendwelchen Gründen nicht in die vorherigen Einträge geschafft haben. Wie immer vergrößert ein Klick auf's Bild die Fotos.

                               

Da drin steckt tatsächlich ein Mensch, der winkt und hüpft und hampelt, um direkt an der Straße Werbung zu machen. Was muss der/die schwitzen!

                              

Fitness für Großmütter - ist das nicht toll?

     

Das amüsiert mich jedes Mal wieder: Der Wickeltisch in öffentlichen Toiletten heißt hier "Baby Changing Station", also wörtlich übersetzt "Baby-Wechsel-Station"  :D

 

 

Werbung für einen Fahrradverleih in Anlehnung an den Beatles-Song

"Baby, You Can Drive My Car"

 

 

 

Oben: Hier werden Mobilheime in allen Größen verkauft. Sie werden auf Tiefladern auf der Autobahn quer durch's Land transportiert. Ideal für Leute, die ein Eigenheim haben möchten, sich aber "normale" Einzelhäuser nicht leisten können. Grundstücke sind sehr groß ("Das Land ist groß, das Land ist weit") und sehr preiswert.

"Mietskasernen" gibt es am ehesten in den Vorstädten großer Metropolen. Und natürlich in  Großstädten.

           

 

Und immer wieder Motorräder, Oldtimer, Nummernschilder:

           

                   

 

"Just married"

   

            

                

Heavy Metal Thunder

Der schwarze Jeep war unser Leihwagen bis Fort Myers Beach, ab dann hatten wir den gleichen in Rot.

Das war's für heute. Morgen gibt es noch mehr.

Bis dahin seid gegrüßt von

Werner und Helga

 

 

Auf Wiedersehen in Germany

Donnerstag, 17.12.2015

Ihr Lieben,

unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Morgen sind wir "on the road again". Wir fahren in den nächsten Tagen von Florida die Ostküste hinauf über Savannah und Richmond, vorbei an Washington und Baltimore zurück zum Ausgangspunkt unserer Reise. Wenn wir dort ankommen, haben wir insgesamt ca. 13.000 Kilometer zurückgelegt und 27 Staaten durchfahren, vier davon zweimal.

Aber es ging uns nicht darum, Kilometer zu schinden oder Bundesstaaten zu sammeln. Die Route 66 ist seit Langem ein Wunschziel gewesen. Eine alte kleine Straße, die auf keiner offiziellen amerikanischen Straßenkarte mehr verzeichnet ist. Umso reizvoller war es, diese historische "Mutter aller Straßen" einmal quer durch das ganze Land zu fahren. Man kann sagen, fern aller Touristenorte, denn die Route ist zu abgelegen und die Abschnitte sind zu lang, um nur mal eine Stippvisite dort zu machen. Die Menschen leben dort, wie sie immer gelebt haben. Wir trafen fast nur Amerikaner, und wir waren überwiegend in Dörfern und Kleinstädten unterwegs. Die großen Städte waren willkommene Abwechslungen. Aber insgesamt war das Small-Town-Amerika viel schöner, da unverwechselbarer.

Es war eine tolle Reise, besonders auch, weil dieses Land so unfassbar groß und weit ist. Hier hat man Platz.

Das Land ist groß, das Land ist weit.

Ich glaube, ich bin noch nie so viel zu Fuß unterwegs gewesen wie in diesem Urlaub.

Ein wunderbares Reiseland.

Dies ist unser letzter Eintrag. Die nachfolgenden Fotos sind alle aus Fort Myers Beach, wo wir die letzten Wochen verbracht haben.

Downtown Riesenbaum                    Spanish Moss Sonntagsmusik auf dem Marktplatz                  ein Lieblingsplatz                                            Eingang zum Naturschutzgebiet                                           Bootsgarage 0070                     Konzert

Theatervorplatz FMB

 

Diese Lampen beleuchten die Anlage, in der wir wohnen. Wir haben uns gefragt, wieso eine Seite abgedunkelt ist. Und wieso die Beleuchtung allgemein eher spärlich ist. Und warum auch die Balkonlampen nur schwaches mattgelbes Licht geben. Die Erklärung: Überall an den Stränden legen Schildkröten ihre Eier ab. Wenn es zu hell ist, verlieren die Tiere die Orientierung. In dem kleinen See auf dem Gelände haben wir zahlreiche Baby-Turtles beobachten können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein komplett weihnachtlich geschmücktes Haus haben wir auch entdeckt. Leider sind die Fotos etwas unscharf geworden.

 

Euch allen ein frohes Weihnachtsfest!

Bis bald!

Mit herzlichen Grüßen nach überall

 Werner und Helga